Immer mehr Menschen streben nach einer Arbeit, die sinnvoll ist oder erscheint, also nach einer Aufgabe, die über den reinen ökonomischen Nutzen für das Unternehmen und einen selbst hinausgeht. Dies belegen zahlreiche Studien und Umfragen. Und nachhaltige-jobs.de quillt geradezu über, auch im Gegensatz zu anderen Plattformen für Job-Offerten. Sinn, oder der neudeutsche Purpose, sind dementsprechend auch zwei der großen Narrative neuer Arbeit.
Sinn und Purpose werden jedoch meist eher im Bereich gesellschaftlich-sozialer oder charitativ-wohltätiger Sinnarbeit verortet. Wir unterstellen demnach auch, dass Mitarbeiter vor allem in Unternehmen arbeiten wollen, die ethisch(er) oder ökologisch(er) handeln. Und landen damit in einem Dilemma.
Denn natürlich wollen viele Unternehmen nachhaltig, sozial und sinnstiftend sein, auch um des Bewerbermarktes wegen. Viele Unternehmungen sind dies aber rein aus dem Unternehmenszweck heraus eigentlich nicht und/oder deren CSR- oder Nachhaltigkeitsstrategie ist von Haus aus eher PR-getrieben, denn Werte-orientiert. Auch in unserer Branche, dem Sportbusiness. Ein übergeordneter Sinn eines Unternehmens, den man dann in der Regel mit Purpose bezeichnen würde und etwas „oberhalb“ des individuellen Sinnempfindens täglicher Arbeit ansiedeln dürfte, ist für viele Unternehmungen und Berufe schwerlich zu erreichen, wenn man nicht originär wohltätig oder etwa im Bereich Green-Tech tätig ist.
Vielleicht hilft es da, insbesondere für das Job und Employer Branding, und deshalb dieser Blogbeitrag als ganz persönliche Einlassung zum Thema, durchaus auch zu verstehen, dass die meisten Menschen, Mitarbeiter, Bewerber mit „Sinn“, vor allem auch eher Selbstwirksamkeit meinen. Zum Beispiel die Selbstwirksamkeit durch mehr Eigenverantwortung, die Selbstwirksamkeit durch ein Einbezogen sein in Entscheidungen oder die Selbstwirksamkeit über die Möglichkeit einer flexibleren Arbeitsgestaltung.
Dass trotzdem viele Unternehmen kommunikativ und auch im Job und Employer Branding irgendwie versuchen „Purpose“, statt vor allem Selbstwirksamkeit, zu kommunizieren, birgt die Gefahr im Green-Washing, Pink-Washing oder sonstigen PR-Schmuh, zu versickern.
Zu empfehlen ist meines Erachtens, und damit meine ich das externe UND interne Employer Branding, nicht nur den Purpose und die Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens zu thematisieren, sondern vielmehr den erlebbaren Sinn einer individuellen Aufgabe und die dafür vorhandenen kulturellen Rahmenbedingungen zu verdeutlichen. Gerne auch schon im Nutzenversprechen der Stellenausschreibung.
Denn Glück und Bindung entsteht durch sinnvolle, wirksame Arbeit, und nicht durch einen künstlich überhöhten Unternehmenszweck. Das zahlt sich dann direkt auch wieder aus. Denn laut diverser Fehlzeiten-Reports, zum Beispiel der AOK, sind Mitarbeiter, die in ihrer eigenen, individuellen Tätigkeit und Arbeit Sinn sehen und finden, nur halb so oft krank. Wenn das kein auch ökonomischer Anreiz ist…
Wirksam zu sein, oder es zumindest so zu empfinden, gelingt übrigens in der Regel viel besser, wenn Mitarbeiter ganzheitliche Aufgaben erfüllen, also nicht nur ein kleines Rädchen im System sind oder sich so fühlen und wenn Erfolge messbar und sichtbar gemacht werden für die eigene Resonanz.
Die Fokussierung auf die Selbstwirksamkeit von Mitarbeitern ist dementsprechend meines Erachtens der besser Weg, um gerade, aber nicht nur, die jüngeren Generationen für das eigene Unternehmen zu begeistern, als dies über gestelzte Nachhaltigkeits-Kampagnen alleine zu versuchen. Das als kleine Anregung aus der „people & culture-Ecke“…